Positive Psychosomatik
Positive Psychosomatik als Rahmung der gemeinsamen Arbeit:
Psychosomatik wird nicht bloß als Störungsgruppe (z.B. somatoforme Störungen) verstanden, sondern als ganzheitliche Haltung – der Leib (als beseelter Körper) ist an Symptomatiken wie Depressionen, Angst, Erschöpfung, funktionellen Störungen immer mitbeteiligt.
Er ist zudem zentrale Informationsquelle dafür, wie eine Situation, ein Ereignis, ein Zustand, die Beziehung zu einem anderen Menschen usf., für uns wirklich ist.
Indem wir unsere Aufmerksamkeit in den Körper bringen, erleben wir ein Körpergefühl, einen felt sense (Eugene Gendlin), der uns Auskunft und Orientierung gibt. Auch Symptome wie Schmerzen, Angst, Depression etc. können solche Informationen des leib-seelischen Organismus sein – es kommt darauf an, sie zu verstehen und richtig zu deuten. Alfred Adler, Psychoanalytiker und Zeitgenosse Freuds, fasste dies in dem Satz zusammen „Wir müssen den Organdialekt verstehen lernen“ (vgl. Eder 2004, http://www.systemagazin.de/bibliothek/texte/eder_organdialekt_symptomerzaehlung.pdf). Dazu braucht es eine bestimmte, offene, nichtbewertende Form der Aufmerksamkeit für diese inneren Vorgänge.
Über den Atem (Zwerchfellatmung) können wir aktuellen und chronischen Stress lösen. Angeleitete Übungen zur Entspannung und Selbstregulation unterstützen diesen Prozess. Dadurch kann immer wieder aufs Neue seelisches Gleichgewicht hergestellt werden. Zudem werden über gutes Atmen und positive Selbstregulation auch die beruhigenden, stressmindernden und regenerativen Funktionen des Organismus positiv angeregt. Denn wir stimulieren dadurch indirekt den „Ruhenerv“ Vagus. Der parasympathische Teil des vegetativen Nervensystems, dessen Hauptnerv der Vagus ist, beeinflusst in positiver Weise die Organfunktionen, bestimmte stressrelevante Neurotransmitter und damit auch das Immunsystem. Es entstehen neue Energien und Handlungsimpulse.
Der Lösungsweg beinhaltet also im Kern ein Zu-sich-Kommen, das nicht über das Denken führt. Der bekannte kartesianische Satz „Ich denke, also bin ich“ (cogito ergo sum) müßte eigentlich heißen „Ich fühle, also bin ich“ (sentio ergo sum) bzw. „Ich atme, also bin ich“ (spiro ergo sum).
Der Satz „ich denke also bin ich“ stammt
von jemandem, der Zahnschmerzen unterschätzt
Milan Kundera