Aus der Eltern- und Großelterngeneration kennen wir noch die Erzählungen von den Kriegs- und Hungerwintern aus lange zurückliegenden Zeiten. Das Jahr 2020 beschert uns hier eine Neuigkeit: Lockdown-Weihnachten. Alle Welt lebt in Angst und Anspannung angesichts des Coronavirus, alles ist zu, alle sollen möglichst daheimbleiben und möglichst keinem anderen begegnen.
Lockdown, Shutdown, das bedeutet soviel wie Schließung, Herunterfahren. Das ist prinzipiell eine gute Idee. Denn traditionell lädt uns die Advents- und Weihnachtszeit dazu ein, langsamer, stiller und besinnlicher zu werden. Sie lädt uns ein, zu uns zu kommen. Heraus aus dem Vielzuviel und dem Stress, dem wir uns täglich ausgesetzt fühlen.
Auf diese Weise bietet die Coronakrise ein Chance, indem sie uns mehr oder weniger zwingt, zu uns zu kommen. Ein altes Weihnachtslied beginnt mit den Worten Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Das klingt vor dem Hintergrund des Shutdowns zunächst paradox. Das Lied aber meint natürlich unser Inneres. Sperrt Eure Herzen auf, macht Eure inneren Türen auf, das meint diese Liedzeile.
Wofür aber sollen wir unser Herz öffnen, werden viele fragen. Aus psychotherapeutischer Sicht lautet die Antwort ganz einfach: für Dich selbst! Denn im Alltag sind wir meist so mit äußeren Dingen und Anforderungen beschäftigt, dass zu einem wirklichen Zu-sich-Kommen wenig Gelegenheit ist. Bei genauerer Betrachtung stimmt das auch nicht ganz. Denn wir haben es meist garnicht gelernt, zu uns zu kommen. In einem wirklichen inneren Kontakt mit mir selbst zu sein, mich wahrzunehmen. Genau das aber ist die Voraussetzung für Wohlbefinden: mich wahrnehmen um mich wieder positiv regulieren zu können, damit ich wieder in einen Zustand des Wohlbefindens kommen kann. Das ist nicht immer einfach, das weiß ich aus vielen Jahrzehnten psychotherapeutischer Arbeit. Aber ich weiß auch, dass diese Arbeit mit sich selbst sich lohnt.
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